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Liberaler Stammtisch zum Thema Rufbus in Weilheim

In Weilheim gibt es bisher keinen Rufbus. Anders in Murnau, wo der Blaue-Land-Bus nicht nur die Stadt, sondern auch umliegende Dörfer mit flexiblem ÖPNV versorgt. Dieses Modell weckte unser Interesse, weshalb wir Clemens Deyerling, Geschäftsführer des privaten Busunternehmens Omobi, das den Blaue-Land-Bus betreibt, zu unserem Liberalen Stammtisch eingeladen haben.


Morten Faust und Clemens Deyerling
Morten Faust und Clemens Deyerling

Im Gegensatz zum starren Linienverkehr ist ein Rufbus bedarfsorientiert. Fahrgäste buchen ihn telefonisch oder per App, und die Zentrale bündelt die Anfragen. Der Rufbus holt mehrere Personen an verschiedenen Orten ab und bringt sie gemeinsam zu ihren gewünschten Zielen – flexibler als ein Linienbus, aber effizienter als ein Taxi.


Clemens Deyerling betonte, dass der Rufbus ein integraler Bestandteil des ÖPNV ist, genau wie linienbasierte Bus- und Bahnsysteme. ÖPNV ist auf dem Land immer defizitär, die entscheidende Frage ist jedoch, wie effizient das Budget eingesetzt wird. Weilheim hat mit hohen Investitionen in den Stadtbus ein starkes Signal für die Bedeutung des ÖPNV gesetzt. Doch das Ergebnis ist ernüchternd: Ein jährliches Defizit von über einer Million Euro, starre Linienführung, mangelhafte Erschließung vieler Stadtteile, marode Fahrzeuge ohne Ersatzperspektive und geringe Fahrgastzahlen außerhalb der Stoßzeiten lassen Zweifel an der Effizienz des Systems aufkommen.

Stadtbus Weilheim
Stadtbus Weilheim

Das starre Linienkonzept des Stadtbusses scheint für eine Stadt wie Weilheim ungeeignet:

  • Der Bus verkehrt nur innerhalb des Stadtgebiets, Verbindungen in die Umgebung fehlen.

  • Nur Anwohner direkt an den Haltestellen profitieren.

  • Aufgrund großer Schleifen dauern Fahrten zu nahegelegenen Zielen oft unverhältnismäßig lange.

  • Teure Haltestellen sind schwer anpassbar.

Deyerling erläuterte, dass Rufbus-Systeme, die mittlerweile Standard sind, den ÖPNV flexibler, kostengünstiger und effizienter gestalten. Sie fahren nur bei tatsächlichem Bedarf, holen Fahrgäste direkt am Wohnort ab und sind dadurch besonders barrierefrei. Zudem berücksichtigen sie automatisch Anschlusszeiten, etwa bei verspäteten Zügen, und warten bei Bedarf auf Fahrgäste.


Als Vorbild empfahl Deyerling Holzkirchen, dessen Stadt- und Verkehrsstruktur besser zu Weilheim passt als Murnau. Bedenken hinsichtlich der Digitalisierung des Rufbusses räumte er aus: Die Buchung und Bezahlung per Smartphone-App (z. B. hoki-App in Holzkirchen) ist optimal, aber auch eine telefonische Bestellung wie bei einem Taxi ist möglich. Die Bezahlung kann im Bus erfolgen, auch in bar.


Der hoki+ fährt seit Frühjahr 2024 auch die umliegenden Gemeinden Otterfing, Nord-Warngau und Valley an. (c) Omobi
Der hoki+ fährt seit Frühjahr 2024 auch die umliegenden Gemeinden Otterfing, Nord-Warngau und Valley an. (c) Omobi

Ein Rufbus ersetzt den Linienverkehr nicht, sondern soll ihn ergänzen. So ergeben sich Synergien, die den ÖPNV insgesamt stärken. In Weilheim könnten Pendlerströme analysiert werden, um den Linienverkehr zu Stoßzeiten, etwa für den Schülerverkehr, beizubehalten, während der Rufbus in verkehrsschwachen Zeiten fährt. Denkbar wäre eine Express-Linie, die zwischen Neidhardt-Park und dem Industriegebiet Achalaich pendelt, den Bahnhof und die Innenstadt anbindet und möglicherweise bis nach Polling, Wielenbach oder Unterhausen fährt.


Der Rufbus lässt sich vollständig in das Tarifsystem des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) integrieren, wie das Angebot MVV-Flex zeigt. Deyerling empfahl die Zusammenarbeit mit erfahrenen privaten Anbietern, von denen es mittlerweile einige auf dem Markt gibt.


Omobi betreibt bereits Rufbus-Systeme in Murnau, Mühldorf, Traunstein und bald in Pfaffenhofen – mit über 100 Mitarbeitern und 20 Fahrzeugen.

 
 
 

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